Spreche, und den Code schreibe ich Dir

Künstliche Intelligenz schreibt und prüft bereits Programmcode


Die Zukunft ist kein Schalter, den man einmal umlegt, sondern ein Prozess in vielen kleinen Einzelschritten. Diese Binsenweisheit trifft auch auf die Zukunft des Programmierens zu und betrifft so auch den FileMaker Entwickler. Es betrifft ihn nicht heute, aber es gibt bemerkenswerte Entwicklungen.

ChatGPT ist ein neuer Chat-Robot

Die Firma OpenAI hat diese Tage einen Chat-Robot mit Namen «ChatGPT» in einer neuen Version freigegeben. Der Chat-Robot ging viral und es erscheinen gerade unzählige Beiträge zum Thema. Der Chat-Robot kann Texte schreiben, sogar Gedichte, kann in einen Dialog eintreten und darin neue Erkenntnisse gewinnen – auch Fehler eingestehen. Das ist alles schön und gut, aber was macht diesen Chat-Robot für Entwickler relevant?

Hier ist eine Liste der Merkmalen:

Programmieren mit Sprache

Programmiersprachen gibt es viele. Es sind speziell entwickelte Sprachen, die wir lernen müssen, womit Funktionen, Abläufe und Darstellungen entwickelt werden können. ChatGPT ändert das. Hier gibt es ein System, das unsere Sprache versteht. Das soll so ähnlich funktionieren wie Aladdin und die Wunderlampe. In der Lampe gibt es einen Geist, der Dir Wünsche auf zauberhafte Weise erfüllt. Das umfasst Code-Prüfung, aber auch Code-Erstellung. Sarah Gooding hat einen Artikel geschrieben, worin sie nach Johnathon Williams verweist, der mit einer kleinen Umschreibung von ChatGPT ein funktionierendes WordPress-Plug-in erhielt.

Wird diese Entwicklung die Welt verändern?

Vermutlich schon. Das ist aber nicht heute. Wir stehen an der Schwelle zu neuen Anwendungen von künstlicher Intelligenz. Wie bei allen Technologien fangen die bescheiden an, fokussieren sich auf bestimmte Vorteile, bis sie besser, vielseitiger und sicherer sind. Danach setzen sie sich auf breiter Front durch.

Apple hat bereits lange eine künstliche Intelligenz im MacOS und iOS eingebaut. Damit findet etwa Bilderkennung in Fotos statt. Auch wenn man nie Suchbegriffe definiert hat, kann man nach einfachen Begriffen fragen und die Fotos-App liefert Suchresultate. Apple stellt diese Technologie unter dem Namen «Core ML» auch im MacOS zur Verfügung.

Core ML lässt sich auch in FileMaker verwenden. Claris hat dazu einen eigenen Scriptbefehl implementiert.

Mit dem MBS-Plug-in für FileMaker lässt sich noch viel mehr in diese Richtung entwickeln:

Diese Möglichkeiten stehen schon seit Jahren zur Verfügung. Sie werden genutzt, aber die Anwendung ist stark technisch, also der Gegensatz von Low-Code. Damit Künstliche Intelligenz von vielen eingesetzt werden kann, muss die Anwendung einfacher werden. Gerade hier brilliert ChatGPT.

Künstliche Intelligenz wird auch in der Entwicklung und Programmierung Einzug halten. Für FileMaker sehe ich das direkt nicht geschehen, weil es nicht textbasiert ist. Allerdings liesse sich in absehbarer Zeit vielleicht JavaScript auf diese Art generieren, dessen Code dann innerhalb von FileMaker genutzt werden kann. Mit anderen Worten: FileMaker ist eine Insel. Der Wellengang kann die Insel aber treffen.

Ethik und rechtliche Überlegungen bei künstlicher Intelligenz

Es wird noch viele Entwicklungen und viel Verwirrung geben. Die Technik ist häufig schneller als die Gesetzgebung. Als Gesellschaft müssen wir erst lernen, mit diesen Dingen umzugehen – nicht nur technisch, sondern ethisch und verantwortungsvoll. Wir sehen das an der Entwicklung von Suchmaschinen wie Google oder etwa an dem Phänomen der Social Media. Hier entstehen neue Situationen, die oft nicht von der aktuellen Gesetzgebung abgedeckt und von uns – nach der ersten Euphorie – noch verstanden werden müssen.

Künstliche Intelligenz kann heute produktiv und erschaffend wirken. Es kann Computercode erzeugt werden, Texte oder Musikstücke, sogar Gedichte entstehen. Es können auch künstliche, aber fotorealistische Bilder sein. Das betrifft etwa die Stockfoto-Kollektionen. Es können Bilder von Personen, Situationen, Landschaften und vieles mehr nach Modellen künstlicher Intelligenz erzeugt werden. Diese Entwicklung ist nicht nur eine künftige Herausforderung für Fotografen, sondern stellt ganz neue Fragen. Unter dem Begriff «Generative AI» wird die Erschaffung neuer Werke aufgrund von künstlicher Intelligenz zusammengefasst. Generative AI ist ein Thema. Diese Tage hat Adobe etwa eine ausführliche Hilfe für den Umgang mit Generative AI erstellt:

Ähnliche Überlegungen werden auch für andere Anwendungen von Bedeutung sein. Etwa: Wem gehört der Computer-generierte Code? Gehört dieser Code demjenigen, der einen Auftrag einspricht? Oder doch eher der Firma, die das System zur Verfügung stellt? Oder, nochmals gewagter, gehört der so generierte Code dem eigentlichen Erzeuger, also dem AI-Generator?

Diese Fragen sind nicht absurd, sondern haben sich bereits ähnlich zugetragen im Falle des britischen Fotografen David Slaters, der auf der indonesischen Insel Sulawesi Affen am Fotografieren war. Eines Tages griff einer der Affen nach der Kamera und knipste unbewusst ein paar Selfies. Wem gehörten jetzt diese Fotos? Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Die Fotos gehören dem Affen, der ja der Fotograf dieser Bilder war
  • Die Fotos gehören dem Fotografen, dem der Kamera gehörte
  • Die Fotos gehören dem Auftraggeber des Fotografen
  • Die Fotos gehören Canon, dem Hersteller der Kamera.

Wer hat hier welche Rechte und weshalb? Solche und ähnliche Überlegungen führten zu einem Rechtsstreit, der Jahre gedauert hat. Wer diese abstruse Geschichte in Kurzform hören will, liest am besten den Beitrag unter dem ersten Link:

Ist das jetzt ein «Affentheater»? Wohl müssen wir uns neu Gedanken über den Begriff «Affentheater» machen, wie auch über die Konsequenzen von «alternativ» hergestellten Werke, inklusive über Computer-generierte Bilder, Texte, Software, Musik und weitere Errungenschaften neuer Technologien.

Spreche, und den Code schreibe ich Dir

Wer heute Softwarelösungen entwickelt, wird in absehbarer Zukunft seine Arbeit von künstlicher Intelligenz erweitert sehen. «Spreche, und den Code schreibe ich Dir» ist bereits heute möglich. Wie stark, denkst Du, ist Deine berufliche Zukunft von diesen Entwicklungen geprägt?

Kompetenzbrief

Unser Filemaker-Newsletter will Dich schlauer machen.

Einmal im Monat die neuesten Nachrichten. Wir versprechen, dass wir keinen Spam versenden! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.