Gedanken zur Claris Plattform

Eine Einschätzung von Alexis Gehrt


16. Januar 2024In FileMakerBy Alexis Gehrt7 Minutes

Was ergibt das, wenn es fertig ist?

Noch vor wenigen Jahren hatte man sich als Entwickler gefragt: «Was ergibt das, wenn es fertig ist?». Die Vision für die Plattform wurde mehrfach angepasst. Die Firma FileMaker wurde zu Claris (zurück) umbenannt. Firma und Produkt wurden so im Namen getrennt. Die wichtigste Aktion des neuen Managements schien es zu sein, ein neues Logo zu kreieren. Das «PackMan» Logo wurde geboren. Dann kamen Ankündigungen wie: Wir werden «agile» in der Produkte-Entwicklung.

Claris Connect wurde vorgestellt. Das war ein hervorragendes und spannendes Produkt zur Integration von externen Services über eine REST API. Nur sass man bei Claris damals auf einem derart hohen Ross, dass selbst der Entwickler zum Ausprobieren für die Plattform hätte bezahlen sollen. (Anmerkung: Es ist in Ordnung, dass ich als Entwickler etwas für eine Entwickler-Plattform bezahle, aber bitte nicht «so».)

Claris Studio wurde hochgepriesen, obwohl das Produkt damals noch in den Kinderschuhen steckte. Dieses Produkt sollte auf einer Mongo DB basieren und in Kombination mit einem Mongo DB Connector funktionieren.

Zwei unterschiedliche Produktlinien

Dann kam dann die verwirrende Ankündigung, dass man die FileMaker Produkte und Claris Studio auf zwei unterschiedliche Produktlinien aufteilen und führen wollte.

Der Mongo DB Connector laufe nur auf der Claris Plattform, welche dann aber wiederum keine ODBC-Quellen mehr unterstützen würde. Da kam bei den Kunden keine Freude auf. Ich hatte nie verstanden, wieso das technisch so schwierig sein soll, dass man das trennen müsse? Ausserdem müsste der Kunde sich dann irgendwann entscheiden, welchen Teil der Plattform für ihn infrage käme.

Das umschreibt in etwa das Bild der Verwirrung der Kunden und Entwickler.

Zurück zu einer Produktlinie

Es hat sich seitdem einiges getan. Man ist bei Claris zur Vernunft gekommen und ist aus der Selbstfindungsphase mit all diesen diversen Irrwegen auferstanden und gibt gerade richtig Gas. Und das in die richtige Richtung. Die Aufteilung (Fork) der beiden Linien (FileMaker und Claris) wird aktuell rückgängig gemacht und sollte Anfang 2024 fertiggestellt sein. Es wird im 2024 eine Plattform mit FileMaker, FileMaker Server, Claris Connect und Claris Studio geben. (Also, geht doch!)

Claris Connect ist seit einiger Zeit für die Entwickler mit allen Funktionen zum Testen verfügbar. So kann der Entwickler das Produkt ausprobieren und Anwendungspotenzial bei seinen Kunden sehen. Auch die «Agile» Entwicklung trägt Früchte: Der «Release-Takt» wurde deutlich erhöht und die neuen Versionen kommen alle paar Monate – und dann mit wirklich ausgezeichneten neuen Funktionen. 20.1, 20.2 und aktuell 20.3. Die technischen Details lasse ich hier weg. Dazu gibt es genug Beiträge in den Entwicklerforen.

Alles in allem: Wir sind zurück auf gutem Kurs.

Wo sind wir im 2024?

Eine Glaskugel besitze auch ich nicht. Gäbe es so eine, würde ich wohl auch mal die Lottozahlen nachschauen. Doch hier sind meine «Vermutungen» und Trends:

  • 2024 wird uns sicherlich Claris Studio bringen.
  • Claris Connect wird vermehrt eingesetzt werden. Die Entwickler haben Know-how aufgebaut und werden es auch «verkaufen».
  • Vor ca. 5 Jahren hatte ich mal gesagt: «Das wird das Jahrzehnt der API Integrationen». Dieser Trend wird anhalten. REST API sind überall. Drei Dinge muss man hierfür beherrschen:
    1) Den Script Step: Insert from URL
    2) JSON-Notierung
    3) Das Programm Postman zum Testen
  • Die Server Versionen werden noch stabiler und robuster.

Wünsche für 2024

Ausserhalb der Technik wünsche ich mir:

  • Vernünftige Preismodelle auch für kleinere Firmen. Man merkt vermehrt, dass die Jahresmiete bei den Kunden zu Nasenrümpfen führt.
  • Zum Preismodell gehört im Speziellen ein Fokus auf: «WebDirect»

WebDirect ist mächtig und je nach Anwendungsfall auch Claris Studio überlegen. Spricht man mit dem Kunden jedoch über Anwendungen für «Dritte», also Nutzer, die nicht im Lizenzmodell abgedeckt sind, wird es schnell teuer. Kostspielig sogar, sodass man dann die Projektidee nicht umsetzen kann.

In dem Zusammenhang frage ich mich: Wenn man bei Claris schon WebDirect auf 1000 gleichzeitige Benutzer testet. Wer kann das bezahlen?

  • Änderung der Seitenlizenz Definition auf diejenigen Mitarbeiter, die FileMaker wirklich benötigen, als einfach «alle Mitarbeiter» einer Firma ist nicht mehr zeitgemäss. «Alle» bedeutet bei Kunden mit sehr vielen Teilzeitmitarbeitern einfach zu hohe und auch unrealistische Lizenz-Kosten.

Nicht, dass man an dieser Stelle den Eindruck bekommen soll, ich propagiere: «Es muss alles gratis sein». Keinesfalls. Gute Werkzeuge haben seinen Preis. Wie viele Kunden man damit ansprechen will, ist die Frage.

Technisch wünsche ich mir etwas, was auf den ersten Blick auch unerwartet erscheinen mag: Eine überarbeitete Entwicklungs-Umgebung, zeitgemässer Script Editor mit Code Vervollständigung und so weiter. Unsereiner behilft sich ja mit MBS Plug-in auf dem Mac.

Claris nennt die Umgebung zwar «modern». Wenn man jedoch mal andere Umgebungen anschaut, dann ist wohl gerade dies die fehlende geheime Zutat, die neu Einsteiger von der Plattform abschreckt. Andere Plattformen machen das Einsteigen und Verstehen der Plattform mit Code Vervollständigung, integrierter Hilfe einfach. Wenn ich selber Neuling bei Claris wäre, müsste ich wohl auch die «Claris Academy» besuchen, anstatt mich mit YouTube-Videos allein fit machen zu können. Der «junge» Programmierer erwartet, dass das einfacher verständlich ist.

Mittlerweile müsste eine Entwicklungs-Umgebung auch die Integration von AI Code einbeziehen. Da mag man über AI diskutieren und denken, wie man will, aber wenn ich ein Stück Python Code suche, dann frage ich ChatGPT. Das ist die Realität. AI generierter individueller Code wären wie die Add-ons – aber im Turbo Modus und auf Steroiden.

Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog database-designs.ch.

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