Wenn FileMaker Runtimes nicht mehr unterstützt werden

Kein Ersatz für FileMaker Runtime-Lösungen


13. März 2020By Karsten Risseeuw6 Minutes

Vermutlich wird FileMaker bei der Version 19 (erwartet in 2020) keine Runtime-Versionen mehr erstellen können. Nachdem Runtime-Versionen bereits seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt werden, ist jetzt die Zeit gekommen, endgültig von dieser Möglichkeit Abschied zu nehmen.

Was ist eine Runtime Version?

Ohne FileMaker lässt sich eine FileMaker-Datei nicht öffnen. Die Lösung war bis anhin eine sogenannte «Runtime Version» von FileMaker. Ein Entwickler konnte mit FileMaker Pro eine Runtime Version generieren, womit eine FileMaker Datei geöffnet werden kann. Eine Runtime Version ist so etwas wie eine abgespeckte Version von FileMaker, womit ein einziger Benutzer eine vorher definierte Datenbank öffnen kann. Das war aber auch schon alles, denn mit einer Runtime Version konnte man nicht entwickeln. Eine Runtime Version war vergleichbar mit einem Acrobat Reader für PDF-Dateien.

Für viele Jahre war eine Runtime Version eine perfekte Möglichkeit, Testversionen zur Verfügung zu stellen oder allenfalls eine Einplatz-Version einer Software gleich als lauffähiges Produkt auszuliefern.

Diese Möglichkeit läuft jetzt aus. Voraussichtlich mit der neuen Version, der in 2020 erscheint, wird der Runtime-Maker nicht mehr Teil von FileMaker sein. Bereits seit Jahren wird die Weiterentwicklung nicht mehr unterstützt. Deshalb ist der Runtime-Maker so etwas wie ein Relikt aus alter Zeit.

Das Ende der Runtime Versionen

In einem Beitrag auf der Website kursiv-software.com berichte ich, wie bereits jetzt Probleme mit der Lauffähigkeit aufgetaucht sind und radikal einige Produkte aus dem Sortiment entfernt wurden. Kursiv liefert kein Produkt mehr mit einer Runtime-Version aus und solche Produkte, die vollständig mit einer Runtime Version liefen, wurden aus dem Sortiment entfernt.

Selbstverständlich gibt es alternative Darstellungsmöglichkeiten, beispielsweise über eine FileMaker Cloud. Das wird aber nicht jedem Produkt bzw. jedem Anwender gerecht. Ich habe viele Kunden, die lediglich eine kleine Lösung gekauft haben und die sonst nichts mit FileMaker tun wollen oder können. Diese Kunden müssten jetzt für eine Software von CHF 50 eine zusätzliche Lizenz von FileMaker über CHF 400 kaufen, damit das kleine Tool noch läuft. Das ist nicht zumutbar. Deshalb sterben diese Produkte jetzt.

Aus der Sicht von Claris waren dies natürlich keine Kunden. Für Claris ist nur der ein Kunde, der eine FileMaker Lizenz kauft. Das ist zwar verständlich, aber Claris ändert hier die Spielregeln mit Konsequenzen für Beteiligten. Ein Teil des  FileMaker Ökosystems wird hier entfernt. Es ist das Ende einer Ära.

Keine eigenständigen Applikationen mehr

Man kann es auch so sehen: Bisher war es möglich, mit FileMaker eigenständige Applikationen zu entwickeln, die als «Komplettlösung» vom Kunde beim Entwickler gekauft werden konnte. Zwar war das nur für einen einzigen Benutzer möglich, aber es gibt viele Lösungen, die sich so anbieten lassen. Vor allem konnte der Entwickler dazu seinen eigenen Preis setzen, ohne noch von einem zweiten Preis (für eine zusätzliche FileMaker-Lizenz) abhängig zu sein.

Ein Kunde, der heute eine FileMaker-basierte Applikation nutzen will, benötigt dazu zwingend eine FileMaker-Lizenz. Biete ich als Entwickler eine Lösung für einen fiktiven Betrag von CHF 400 pro Arbeitsplatz an, und die FileMaker-Lizenz selbst kostet noch einmal soviel, dann braucht der Entwickler einen Kunden, der für diese Preisverdoppelung Verständnis hat. Gerade bei KMU’s ist dieses Verständnis oft nicht gegeben. Für den Entwickler ist dies eine extra Hürde beim Verkaufen seiner Lösung.

Natürlich kann man diese Situation auch ganz anders betrachten, nämlich so, dass eine vollwertige FileMaker-Plattform dem Entwickler und dem Kunde extrem viel Arbeit abnimmt, und deswegen eine FileMaker-Lösung günstiger ist als so manche «Billiglösung». Das stimmt natürlich. Logischerweise geht es nicht nur um den Einstandspreis eines Produktes, sondern auch um die Stabilität und einfache Erweiterung. Es lässt sich eben nicht alles zum Nullkosten-Tarif erstehen.

Allerdings geht man bei diesen Annahmen von grösseren Lösungen aus, die ein Kunde täglich im Einsatz hat. Sind es kleine Teillösungen, dann lässt sich das Preisgefüge nicht mehr rechtfertigen. FileMaker ist ab sofort ungeeignet für einfache und kleinere Lösungen.

Alternativen zu den Runtime-Versionen

Brechen die Runtime-Versionen weg, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Kunden kaufen zusätzlich eine reguläre FileMaker-Lizenz
  • Testversionen können im Cloud gezeigt werden.
  • Der Entwickler bietet einen Cloud-Service an und verrechnet dem Kunde die komplette Lösung nach wählbaren Parametern
  • Der Entwickler generiert eine Runtime-Lösung mithilfe einer Konvertierungssoftware. Mit Livecode beispielsweise lassen sich FileMaker-Datenbanken zu eigenständige Applikationen konvertieren.

Auf die Zukunft gerichtet

Claris entwickelt für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit. Als Entwickler kann man hier die Chancen ergreifen. Dabei muss nicht jede technische Spezialität für jeden Entwickler die gleiche Bedeutung haben. Es passiert heute genau das, was seit 30 Jahren geschieht: Die Veränderung ist die Konstante.

Als FileMaker Entwickler zieht man mit dem Produkt FileMaker weiter oder man ergänzt seine Fähigkeiten. Ein Entwickler entwickelt immer zuerst sich selbst.

Karsten Risseeuw ist FileMaker Entwickler bei Kursiv Software.

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